Die StudienGänge der Wanderuni verbinden das Erkenntnisstreben einer Uni mit der Lebensweise des Nomadentums. Auf der Suche nach den eigenen Talenten, der Aufgabe in der Welt und nach Gestaltungsmöglichkeiten einer lebenswerten und enkeltauglichen Gesellschaft, eröffnen sie Räume der selbstbestimmten Bildung für ein selbstbestimmtes Leben.
Die Teilnehmer gehen für ein halbes Jahr auf Wanderschaft und folgen ihren Fragen auf der Suche nach inneren und äußeren, individuellen und gesellschaftlichen, fachlichen und sozialen Antworten.
An den unterschiedlichsten Orten schlagen sie ihr Lager auf, lernen das Spektrum der verschiedenen Lebensweisen und die Vielfalt der Lösungsansätze kennen. Sie folgen ihrem Interesse, suchen sich individuelle und gemeinschaftliche Themen und wecken ihre Neugier und Staunfreude. Das nomadische Leben löst alte Formen und Muster auf, lässt Unwesentliches zurück und schafft eine Lebensweise des Aufbruchs in Schlichtheit, Langsamkeit und Stille. Die innere und äußere Reise fließt zusammen. Die Wandernden übergeben ihre Suche den Füßen. Sie schaffen und gestalten ihre eigene Kultur und bilden eine Gemeinschaft, die zum Übungs- und Experimentierfeld für persönliche und zwischenmenschliche Entwicklung wird. So wird es möglich, dass das Vertrauen und die Geborgenheit in der Gruppe, dem Einzelnen den Raum gibt, authentisch zu sein und zu seinen wirklichen Fragen zu finden.
Die StudienGänge werden zum allergrößten Teil von den Teilnehmenden gestaltet. Selbstbestimmung und Selbstorganisation in einer gleichberechtigten Gemeinschaft – Das sind die tiefer liegenden und eigentlichen Lernthemen eines StudienGangs. Darum lässt sich ein StudienGang auch wie ein Gefäß beschreiben: Die sehr offene Form wird von den Ehemaligen geschaffen und jedes Jahr, aufgrund der wachsenden Erfahrungen, ein bisschen weiter gestaltet. Wie das Gefäß genau ausgestaltet wird und vor allem, wie es gefüllt wird, entscheidet und gestaltet dann die aktuelle Gruppe an Teilnehmern.
Wie ein StudienGang konkret aussieht:
Im Herbst organisiert eine Gruppe von Ehemaligen ein ersten Treffen, an dem sie ihre Erfahrungen an Menschen, die Interesse an einem StudienGang haben, weitergeben und eine neue Gruppe für den nächsten StudienGang entsteht. Im Winter und Frühling plant und organisiert diese neue Gruppe, weitgehend selbstständig ihren eigenen StudienGang. Sie legen individuelle und gemeinsame Lernthemen fest, suchen sich Referenten, organisieren Workshops, finden Orte, die sie besuchen wollen, bilden eine oder mehrere Gruppen und geben sich passende Strukturen für ihr gemeinsames Unterwegssein. Dabei können sie sich Unterstützung von den ehemaligen Studenten der Wanderuni holen, die ihre Erfahrungen und ihr Netzwerk anbieten. Diese Planung fand bisher an 3-4 Wochenenden statt.
Anfang April starten alle Teilnehmer des StudienGangs mit einem Aufbruchsfest, dass von den Ehemaligen organisiert und gestaltet wird. Sechs Monate sind die Gruppen dann wandernd oder fahrrad(bus)fahrend unterwegs. Meist gibt es einzelne Teilnehmer oder Gruppen, die auch kürzer, z.B. nur drei Monate teilnehmen. In dieser Wanderzeit gestaltet sich die Gruppe ihre eigene Lern- und Lebenskultur und beschäftigt sich mit ihren selbstgewählten Inhalten. Dies kann in Form von täglichen Lernzeiten stattfinden, durch Workshops, mitwandernde Referenten oder auch durch den Besuch von interessanten Orten und Menschen, bei denen die Gruppe auch mal eine Weile bleiben kann.
Bisherige Inhalte und Themen waren z.B. „Permakultur“, „Tanz und Bewegung“, „Orte der Veränderung“, „Ess- und Heilpflanzen“, „Gewaltfreie Kommunikation“ oder auch „Was interessiert mich eigentlich?“ , aber auch die Vorbereitung auf die externe Abiturprüfung oder die Ausarbeitung einer Theateraufführung wären denkbar.
Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass die Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit und der Gruppe meist zu einem durchgehenden Grundthema wird, das oft mehr Zeit in Anspurch nimmt, als ursprünglich eingeplant wurde, und wohl auch die wesentlichste Qualität der Wanderuni ist. Zum Umgang damit stehen inzwischen eine Vielzahl an Erfahrungen, Ansätzen und Methoden der Ehemaligen bereit. Die StudienGänge können ähnlich, wie die bisherigen oder auch ganz anders aussehen. Viele weitere Möglichkeiten sind denkbar.
Gegen Ende September werden dann wieder alle Gruppen und Teilnehmer von den Ehemaligen zu einem gemeinsamen Abschlussfest empfangen, bei dem sie von ihren Erfahrungen erzählen und den StudienGang abschließen.
Die Kosten für einen StudienGang sind sehr gering. Die bisherigen StudienGänge haben ca. 150 € im Monat pro Person für Verpflegung, Unterkunft und Referenten benötigt. Die Organisation und der Rahmen der StudienGänge an sich kostet nichts.
Nach dem StudienGang finden meist noch 1-3 Reflexionswochenenden statt. Ob die Teilnehmer den StudienGang als eigenständiges und abgeschlossenens Bildungsprojekt ansehen oder sich nach dem StudienGang noch weiter als Studenten der Wanderuni verstehen, sich regelmäßig über ihre selbstbestimmten Lebenswege austauschen, weiterführende Semester ins Leben rufen oder bei der Organisation und Entwicklung der neuen StudienGänge mitmachen, ist ihre freie Entscheidung.