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Kompostklo Workshop

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Schon vor dem eigentlichen Start haben wir eine Woche lang einen „Kompostklo -Workshop“ in Schwäbisch Gmünd besucht, wo wir, zusammen mit vielen anderen, ein Kompostklo-Palast gebaut haben. Ja, einen Palast, denn dieses Kompostklo soll zeigen, dass der menschliche Abfall, eben kein dreckiges „Geschäft“ ist, der hinter verschlossenen Türen in die Untiefen der Kanalisation und aus unserem Bewusstsein fortgespült wird, sondern dass die Wiedereingliederung unseres Abfalls ein notwendiger Teil des biologischen Kreislaufs ist. „Die selbe Liebe, die selbe Zeit und Sorgfalt muss für das was „hinten“ herauskommt aufgewendet werden, wie für das, was „vorne“ hineinkommt“, schreibt Hundertwasser in seinem Manifest Scheißkultur – Die heilige Scheiße „Wir haben Tischgebete vor und nach dem Essen, beim Scheißen betet niemand. […] Scheiße aber ist der Baustein unserer Wiederaufersteheung!“

Wenn wir unsere Fäkalien im Wasserklo vermischen, entsteht daraus „Sondermüll“, der in hochkomplizierten, teuren Kläranlagen nur halbwegs wieder unschädlich gemacht werden kann und Flüsse und Meere verseucht.
Dabei kann die menschliche Scheiße zu wunderbaren, wertvollen Humus umgewandelt werden. Eine Kunst, die unsere Ahnen pflegten und kultivierten. Bevor das aus England kommende Wasserklosett vor über hundert Jahren die europäischen Wasserklos verdrängte, wurde in den Gärten von Paris mehr Gemüse produziert als die Einwohner von Paris verbrauchten ( Ivan Illich, „H²O und die Wasser des Vergessens“). Seit dem Siegeszug der Wasserklos wurden nicht nur Unmengen an Trinkwasser verschwendet und unsere Flüsse vergiftet, sondern auch der Humus geht verloren. Das unglaubliche Potenzial von Scheiße und die Kunst daraus wertvollen Humus zu gewinnen, wird erst in den letzten Jahren durch die „Terra Preta“-Forschung wieder entdeckt.

Ein trauriges Zeugnis dieser verlorenen Kultur ist neben dem Wasserklo auch das Plumsklo. Auch hier werden Kot und Urin vermischt und in der flüssigen Jauche finden ohne genügend Sauerstoff, anerobe, stinkende, giftige Zersetungsprozesse statt. Die Erinnerung an die stinkenden Plumsklos der Großeltern sitzt den meisten Menschen und auch den Behörden noch tief in den Knochen und so denken sie beim Wort Kompostklo an eine stinkene Jauchegrube. Darum merke den wichtigen Grundsatz:

„Ein Kompostklo, das stinkt, ist kein Kompostklo!“

In einem Kompostklo wird der Urin vom Kot getrennt oder von genügend Holzspänen oder Ähnlichem aufgesogen und die Scheiße wird mit viel, viel Luft und Wärme kompostiert, sodass ein leichter Geruch nach Waldboden entsteht.

Wir bauten also, bei Schnee, Regen,  Sonnenschein und echtem Aprilwetter einen gut isolierten und durchlüfteten Tank, bei dem unten die fertig kompostierte Erde durch den Gitterrost fällt und bequem durch eine Klappe entnommen werden kann. Dann soll sie noch zwei bis vier Winter lang durchfrieren, um alle Keime zu töten, bevor sie als Dünger eingesetzt werden kann. Oben drauf bauten wir einen „geodetischen Dom“. Ebenfalls ein nicht ganz unkompliziertes Kunstwerk aus unterschiedlich großen Dreiecken, die sich zu Fünf- und Sechsecken, wie beim Fußball zusammensetzen.
Einziges Trübniss war, dass wir vor der eigentlichen „Einweihung“ Richtung Freiburg starteten.
-von Emil

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